Staat-up und der neue Koalitionsvertrag – fünf Punkte
- bjarneschinzel
- 21. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Der Koalitionsvertrag der schwarz-roten Regierung setzt einen seiner Schwerpunkte auf die Modernisierung des Staates - inzwischen teilweise unter dem Begriff “Staatsreform”. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits mit dem Koalitionsvertrag der Ampelregierung begonnen und sich seitdem verstärkt hat: Der Gesetzgeber hat erkannt, dass eine handlungsfähige, moderne Verwaltung auf die Eigeninitiative ihrer Mitarbeitenden angewiesen ist - den Public Entrepreneurs. Eine agile Verwaltung entsteht nicht von selbst, sondern nur durch mutige, moderne Führung. Staat-up hat sich genau diesem Ziel verschrieben:
Silodenken überwinden – das fordert der neue Koalitionsvertrag in Zeile 1823. Silodenken überwinden – das fordert auch Staat-up seit der Gründung des Vereins. Funktional übergreifende Teams, wie im Koalitionsvertrag vorgeschlagen, brauchen aber mehr als nur die Abordnung von Mitarbeitenden verschiedener Ministerien in ein Arbeitsgremium: Die cross-funktionalen Teams müssen Entscheidungen treffen können und Verantwortung für ihr eigenes Arbeitsfeld übernehmen, ohne dass sie in den starren Prozessen ihrer Entsendeorganisationen gefangen sind. Am Austausch zwischen verschiedenen Funktionseinheiten arbeitet das Netzwerk von Staat-up im Rahmen des Peer-Group-Learning und des Mentoring, dem Leadership Accelerator Programm (LEAP).
Der Kulturwandel im öffentlichen Sektor ist eine der größten staatlichen Herausforderungen in der aktuellen Zeit. Dies haben auch die Koalitionspartner erkannt. Durch Vernetzung der Beschäftigten im öffentlichen Sektor arbeitet Staat-up an einer Modernisierung der Führungs- und Arbeitskultur in der Verwaltung und angeschlossenen Einheiten. Staat-up ist auch aus der Idee heraus entstanden, dass Angehörige des öffentlichen Sektors Entscheidungsräume nutzen sollten – wofür aber oftmals leider die Rückendeckung durch die Vorgesetzten fehlt. Staat-up arbeitet im Rahmen des Austauschs im Forum-Format an der Nutzung agiler Methoden in der Verwaltung.
Hospitationen von Angehörigen der öffentlichen Verwaltung zur Stärkung der Praxisorientierung, wie sie der Koalitionsvertrag in Zeile 1840 fordert, sind für Staat-up nichts Neues: Seit der Gründung des Vereins gab es regelmäßig die Start-up Days, das heißt Tage, an denen Vereinsmitglieder bei Start-ups Praxisluft schnuppern durften. Wir sind überzeugt, dass ein Kulturwandel nur gelingen kann, wenn man eine Kultur der Offenheit selbst lebt. Diese Kultur lässt sich in vielen Start-ups erfahren. Verbunden mit der richtigen Methodik, kann aus solchen Zusammentreffen die Dynamik entstehen, die dem Geist einer modernen Verwaltung entspricht. Wir wollen auch in Zukunft weiterhin Praxistage bei Start-ups anbieten und freuen uns hierfür über interessierte Partner.
Praxischecks für neue Gesetze, wie sie der Koalitionsvertrag fordert, sind eine gute Sache – doch ist ein Blick auf Umsetzungsverordnungen und informelle Verfahren und Regelungen in den Behörden oftmals ebenso wichtig. Häufig sind es nicht die Gesetze, die zu Bürokratie führen, sondern die Pflichten, die im Behördenalltag hieraus erwachsen. Angetrieben durch ein Bedürfnis nach rechtlicher Absicherung kommt es zu sich selbst verstärkenden Dokumentations- und Prüfpflichten. Das Rezept hiergegen: Vertrauen aufbauen – nicht nur in die Unternehmen, wie es der Koalitionsvertrag fordert, sondern auch innerhalb der Behörden. Entscheidungen müssen dort getroffen werden, wo das Fachwissen liegt, nicht alles muss nach oben durchgereicht werden. Teil einer Verwaltungsmodernisierung ist auch eine offene Führungskultur. Diese Form von Leadership wird bei uns im Rahmen der Forum-Formate weitergegeben, wo sich Führungskräfte treffen, um gemeinsam das notwendige Change-Management zu betreiben.
Der Koalitionsvertrag erkennt den Wert von Start-ups für die öffentliche Beschaffung. Wie es bisher hiermit aussieht, erfasst Staat-up im Rahmen des Start-up-Beschaffungsindex. Das Ergebnis der letzten Erhebung: Zwar hat die Zahl der Vergaben an Start-ups ab 2020 ein etwas höheres Niveau erreicht, doch die Gesamtzahl ist immer noch relativ klein. 2023 wurden Zuschläge in Höhe von 286 Millionen Euro an Start-ups vergeben, bei einem geschätzten Gesamtvolumen bei öffentlichen Beschaffungen in Höhe von 500 Milliarden Euro jährlich. Staat-up tritt im Zusammenhang mit dieser Datensammlung gezielt mit Vergabestellen in Kontakt, um neben der reinen Erfassung der Daten auch den Blick auf die Changeaufgabe zu lenken, die moderne Beschaffung darstellt. Innerhalb der Vergabestellen soll so ein Bewusstsein für die Herausforderungen der Vergabe an Start-ups geschaffen werden.
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